Carsten Gritzan im Gespräch mit Frank Höhne
Erschienen im Schwarz Magazin - Ausgabe 3
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Klein ist die Welt. In einer Redaktionssitzung fällt der Name Frank Höhne. Sofort weiß jeder etwas zu berichten, oder kennt wen, der mal selber und überhaupt. So so, wir sind also einstimmig begeistert. Und gerade deswegen verunsichert. Dennoch beschlossene Sache. Der Schwarz-Zug nimmt Fahrt auf. Wir landen in Berlin und wollen herausfinden, warum der Name Frank Höhne in der Grafik-Blase niemandem erklärt werden muss.
Seinen Illustrationsstil eigen zu nennen, ist stark untertrieben. Natürlich fallen seine wilden Skizzen in den Magazinen auf. Illustrationen, die sich auf ganz seltsame Weise mit den zu besprechenden Themen auseinandersetzen. Und wahrlich nicht immer die “schönste” Seite zeigen. Manchmal anstößig. Ja doch. Aber immer unmittelbar und kreativ an eine Aussage gebunden. 
“Ich bin ja irgendwie der Pipi-Kacka-Illustrator. Schon in Briefings fällt häufiger der Satz: Wir können aber keine Pimmel zeigen. So ist unser Magazin nicht. Diese Bedenken kann ich aber schnell aus dem Weg räumen. Ich sehe mich als Dienstleister. Wenn es sein muss, zeichne ich auch eine Raufasertapete.”
Namhafte Magazine, die sich neben großen Unternehmen und renommierten Institutionen einreihen, schätzen diese Einstellung. Ein Kundenportfolio, welches auch bei gestandenen Illustrator*innen Bewunderung hervorrufen dürfte.
Diese Begehrtheit kommt nicht von ungefähr. “Die Zusammenarbeit mit den Redaktionen muss unkompliziert über die Bühne gehen. Dann nehmen dich auch die Artdirektor*innen mit, wenn sie den Verlag wechseln und gerne mit dir arbeiten. Das A und O in diesem Job ist es, nahbar zu sein, zu verstehen was sie wollen und auch selber zu denken. Die Leute wollen ja möglichst wenig mit dir zu tun haben und nicht tausend Korrekturschleifen angehen. Sie wollen ein schnelles Ergebnis. Und das kann ich liefern. Dank meines einfachen Stils, gemischt mit ein bisschen Könnerschaft.“
Ein großer Teil im Prozess seiner Arbeit entsteht auf Papier. Die Zeichnungen werden eingescannt, zusammengestellt, vergrößert, verkleinert und digital koloriert. Kleinere Ergänzungen werden am Grafiktablet kreiert. Sein Zeichenstil kann nur analog funktionieren. “Dreck digital zu erstellen ist schwierig. In der Ideengebung und der Gestaltung reagiere ich auf Zufälle. Wenn was verschmiert, ist das zwar nicht gewollt, aber letzten Endes doch ein Stilmittel. Das kann man nicht erzwingen.”
Wenn die Zeit es zulässt, realisiert Frank eigene Projekte. Diese stellt er online in seinem Blog vor. “Es tut schon gut am Ende was gemacht zu haben, für einen selbst, oder was es so noch nicht gibt und irgendwie dein Leben belegt.”
Teilweise sind die Ergebnisse in kleinen Auflagen auch in seinem Shop zu finden. Es lohnt sich unbedingt seinen Webauftritt zu besuchen. Auf toll gestalteten Seiten kann sich der Besucher einen umfangreichen Überblick über Franks Schaffen und in seine kommerziellen Arbeiten, sowie in seine freien Projekte verlieren. Die Seiten sind ein Zeitfresser. Das ist selten geworden. Tipp der Redaktion: die Sprachmemos.
Über die Form der Veröffentlichung seiner Arbeiten, Print oder Digital, zeigt Frank sich offen für beide Formate. Der größere Farbraum im digitalen Bereich hat für ihn ebenso seinen Reiz, wie eine wertige Print-Produktion. “Mir fehlt da vielleicht der künstlerische Anspruch. Auf der einen Seite will man die Umwelt retten, auf der anderen Seite habe ich hier so viele Belegexemplare rumliegen. So viel Müll. 
Dennoch mag ich Print, ich mag Bücher, ich finde es schon gut etwas Analoges zu haben. Digital ist es wie mit den ganzen Fotos die man macht. Man produziert immens viel, aber eigentlich ist dann auch egal, weil man sie nie wieder anschaut. Wenn die Dinge dann physischen Raum einnehmen ist es einfach realer.”
Von einem beruflichen Abstecher von Berlin nach Dortmund kann Frank ebenfalls berichten. Die FH Dortmund konnte Frank für zwei Jahre als Dozent für Illustration gewinnen. Er hat seinen Fußabdruck bei den Studierenden hinterlassen. Der Einfluss ist erkennbar. Nicht nur in Dortmund. Wer versucht ähnliche Illustrationen zu entwickeln, kann überraschend schnell an seine Grenzen stoßen. Sein sehr spezieller Stil verlangt neben der von Frank erwähnten Könnerschaft, eben auch das Rückgrat zu seinen Fehlern zu stehen und vor allem genau diese verkaufen zu lernen. “Du musst dich trauen die Arbeit als Experiment zuzulassen und zu sagen: Ist mir egal. Da muss man schon selbstbewusst mit umgehen können. Mit Quatsch”
Frank blickt gerne und mit Respekt zurück auf seine Lehrtätigkeit. Und er hat eine Meinung zu den Studiengängen. “Es geht im Studium darum, denken zu lernen und sich selber zu finden. Studieren ist ja nicht Zeichnen. Das kannst du zu Hause lernen. Die Dozentin und der Dozent sollten dich machen lassen und müssen zusehen, die Studierenden zu motivieren. Das ist verdammt schwer. Natürlich besteht die Gefahr, dass dort viele kleine Klone entstehen, die sich im Schaffen nicht mehr groß unterscheiden und ein Abbild der Dozentin oder des Dozenten werden. Das ist ja Quatsch. Das muss ja nicht sein.
Du musst als Student*in was zeigen, was anbieten, damit man darüber reden kann. Oft übernehmen die Lehrkräfte dann den Part einer Art-Direktion und sagen Dinge wie: Ich würde das so machen. Hier fehlt dies und hier fehlt das. Und leicht ist es dann über seine eigene Herangehensweise zu reden. Aber dabei lernen die Student*innen ja nichts.” 
Für einen Blick in die Glaskugel lässt sich Frank schwer hinreißen. Sich damit zu beschäftigen, ob sein Stil irgendwann nicht mehr gefragt sein könnte oder Trends nicht mehr für ihn nachzuvollziehen sind, darüber macht er sich Gedanken, wenn es soweit ist. “Notfalls geht es zurück an die Bar als Kellner.” Jedoch blitzt sein Selbstbewusstsein klar durch. Er weiß, dass dieser Zustand so schnell nicht eintreffen wird. Er kennt seinen Job. Er kann die Geschichten zu den Themen erzählen, so fremd sie auch erscheinen. Er kann sie visuell stark umsetzen. Und ihm ist klar, dass sich viele Kolleginnen und Kollegen mit dieser Übersetzung schwertun. Er ist kein Künstler. Er ist Illustrator.
“In der Illustration geht es um Charakterbildung und darum, dass du gute Gedanken hast.
Dann gibt es die technische Komponente und ein bisschen Talent das alles zu kombinieren, sollte man auch mitbringen.” So leicht lässt sich der Illustrations-Beruf erklären. In zwei Sätzen auf den Punkt gebracht. Schnell und maximal aussagekräftig. Das ist Frank Höhne.
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